Hörtest
Die Reintonaudiometrie gibt Aufschluss über Art und Umfang einer Hörschädigung.
Bei diesem Test werden dem Patienten Töne unterschiedlicher Frequenz mit unterschiedlicher Lautstärke vorgespielt. Dabei wird die Lautstärke bestimmt, bei der der Patient den Ton der jeweiligen Frequenz gerade noch hört. Die Schwelle der Hörbarkeit wird Hörschwelle genannt.
Die Tonschwellenaudiometrie ermöglicht die Feststellung, ob es sich bei der Schwerhörigkeit um einen Schaden des Innenohres – Schallempfindungsstörung – oder des Mittelohres –Schallleitungsstörung – handelt. Dabei sind auch Kombinationen aus beiden Störungen möglich.
Für spezielle Anforderungen, wie z.B. bei Überprüfung von Hörgeräten, können die Töne auch über Lautsprecher angeboten werden (sogenannte Freifeldmessung).
Sprachaudiogramm
Im Sprachaudiogramm werden Zahlen zwischen 21 und 99 sowie Einsilber (z. B. Arzt, Stuhl, Kind etc.) bei verschiedenen Lautstärken geprüft. Die Anfangslautstärken sind bei Zahlen auch bei Normalhörigkeit kaum zu verstehen, bei den Einsilbern jedoch bei Normalhörigkeit gut zu verstehen. Die Lautstärken werden dann gesteigert und es wird die dann sich verbessernde Sprachverständlichkeit gemessen in Prozent der verstandenen Wörter.
Es existieren Tabellen, die zeigen, wie groß der Hörverlust ist und ob die Messung des Tonschwellenaudiogramms und des Sprachaudiogramms einigermaßen zusammenpassen und somit verlässlich sind. Ergänzend zur Tonschwellen-Audiometrie sollte je nach Fragestellungen eine OAE-Untersuchung oder eine Tympanometrie durchgeführt werden.
Otoakustische Emissionen (OAE) sind aktive, akustische Aussendungen des Ohrs, die retrograd, d. h. entgegen der Richtung bei der Schallwahrnehmung, über den Weg Gehörknöchelchen undTrommelfell in den Gehörgang gelangen und dort mit Hilfe von hochempfindlichen Messmikrofonen aufgenommen werden können. Sie sind bei ca. 97 % der Menschen nachweisbar. Mit den OAE kann gezielt die Funktion der Cochlea (Hörschnecke) geprüft werden. Die TEOAE werden wegen ihres Nachweises bis zu einem Hörverlust von Neugeborenenhörscreening eingesetzt.
Tympanometrie
Bei der Tympanometrie wird die Impedanz gemessen in Abhängigkeit vom Druck im Gehörgang: Die Impedanzkurve weist einen Gipfel auf, der der Trommelfell-beweglichkeit entspricht. Die Messung kann nur funktionieren, wenn der Stöpsel dicht schließt und sich kein Loch im Trommelfell befindet. Eine abgeflachte Kurve weist auf einen Erguss, also auf Flüssigkeit in der Pauke hinter dem Trommelfell hin, ebenso lässt sich ein Unter- oder Überdruck in der Pauke erkennen.
Stapediusreflexmessung
Den Steigbügel bezeichnet man als Stapes. Er leitet die Schallenergie, die auf das Trommelfell trifft, vom Mittelohr dem Innenohr zu. Ein winziger Muskel im Mittelohr, der Musculus stapedius, setzt am Steigbügel an und zieht bei einem sehr lauten Geräusch den Steigelbügel weg vom Innenohr. Damit wird das Innenohr vor überlauten Geräuschen geschützt.Der Steigbügel ist aber über die anderen beiden Gehörknöchelchen letztlich mit dem Trommelfell verbunden. Bei einer solchen kleinen Steigbügelbewegung bewegt sich damit auch etwas das Trommelfell und dies führt zwangsläufig auch zu einer kleinen Änderung der Impedanz.
Die Messung des Stapediusreflexes wird unmittelbar nach der Tympanometrie durchgeführt. Bei normalem Druck im Gehörgang wird zuerst der normale und relativ leise Ton zur Impedanzmessung zugeführt. Für einen kurzen Augenblick wird jetzt ein lauterer Ton zugeschaltet, der Stapes und damit das Trommelfell wird kurz angespannt, das Mikrofon im Stöpsel misst die kurze Impedanzänderung.
Die Messung kann nur funktionieren, wenn der Stöpsel den Gehörgang dicht abschließt, kein Loch im Trommelfell ist, kein Erguss im Mittelohr bzw. in der Pauke sich befindet und sich das Trommelfell bewegen kann, wenn die Gehörknöchelchen normal beweglich sind, also keine Vernarbungen oder Verknöcherungen (z. B. Otosklerose) bestehen, wenn der ganze Reflexbogen bis ins Stammhirn und wieder zurück ins Mittelohr funkiert, also z. B. kein Tumor des Hörnerven (Akustikusneurinom) oder Stammhirnes und auch keine Hirn- oder Nerven-erkrankung vorliegt.
Der Reflexbogen ist relativ kompliziert, auf dem gesamten Weg darf keine Störung vorliegen, sonst klappt die Messung nicht: Schallaufnahme auf dem Trommelfell – Weiterleitung über die Gehörknöchelchen zum Innenohr – Wahrnehmung des lauten Tones im Innenohr – Weiterleitung des Tones über den Hörnerven – Umschaltung der Nervenerregung auf Hirnstammkerne (Nucleus cochlearis und obere Olivenkerne und Kern des Nervus facialis, des Gesichtsnerven, auch auf die Gegenseite) – Weiterleitung über den Gesichtsnerven, den Nervus facialis zum Nervus stapedius und damit zum Muskulus stapedius, der jetzt den Steigbügel anspannt und damit das Innenohr schützt. Dieser Vorgang beansprucht etwa 100 Millisekunden, dann tritt der Schutz des Innenohres vor überlauten Geräuschen ein. Dies zeigt, dass man mit der Impedanzaudiometrie eine ganze Reihe von Funktionsprüfungen rund ums Ohr und das Stammhirn duchführen kann, trotzdem die Messung auf den ersten Blick lächerlich einfach erscheint.
Hörsturz
Jährlich erleiden in Deutschland über 15.000 Menschen einen Hörsturz. Betroffen sind prinzipiell alle Altersgruppen, nur im Kindesalter tritt der Hörsturz eher selten auf. Anzeichen sind plötzliche, zumeist einseitige Hörprobleme bis hin zum Hörverlust. Typischerweise verspürt der Betroffene ein dumpfes Gefühl, „wie Watte im Ohr“. Auch Ohrgeräusche (Tinnitus) können hinzukommen, in seltenen Fällen auch Schwindelgefühle, Benommenheit oder verzerrtes Hören.
Bei entsprechenden Anzeichen sollte umgehend der HNO-Facharzt aufgesucht werden. Nur mit einer zügigen HNO-ärztlichem Diagnostik und ggf. Therapie können die Risiken für ein eingeschränktes Hörvermögen sowie dauerhafte Ohrgeräusche verringert werden. Nach einer gründlichen Untersuchung und eingehenden Diagnostik kann eine Cortisontherapie (z.B. als Infusionen, Tabletten oder intratympanale Injektionen), durchblutungsfordernde Maßnahmen oder eine Substitution von Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen eine sinnvolle therapeutische Möglichkeit sein.
Eine Audiometrie ermöglicht die frühzeitige Ermittlung von Hörschädigungen, so dass eine Therapie rechtzeitig durchgeführt werden kann.